“Nachts, wenn der Wind weht” ist ein faszinierender Film von 1969, der den Zuschauer tief in die psychologischen Tiefen seiner Protagonisten zieht. Regie führte John Schlesinger, der bereits mit Filmen wie “Billy Boys” (1968) für seine eindringliche Darstellung gesellschaftlicher Themen bekannt war. Mit diesem Werk gelang ihm ein weiterer Meilenstein: eine intime und gleichzeitig universal gültige Geschichte über Liebe, Verlust und die Suche nach Identität in einer Zeit des Umbruchs.
Der Film erzählt die Geschichte von Danny Glover (gespielt von Trevor Howard), einem alternden Schriftsteller, der sich in den jungen, impulsiven Malcolm (gespielt von David Warner) verliebt. Die beiden treffen sich zufällig in London und beginnen eine leidenschaftliche Affäre, die jedoch von Malcolms instabiler Persönlichkeit und Dannys eigenen inneren Kämpfen überschattet wird.
Schlesingers Film zeichnet sich durch seine experimentelle Bildsprache und den innovativen Einsatz von Kameraführung und Schnitt aus. Die Szenen wechselnden rasant zwischen nahen Einstellungen der Protagonisten und weitläufigen Aufnahmen der Londoner Stadtlandschaft, was die innere Zerrissenheit und Unsicherheit des Erzählers widerspiegelt.
Der Soundtrack des Films, komponiert von Michel Legrand, unterstreicht die düstere Stimmung und die komplexen Emotionen der Geschichte mit einer Mischung aus jazzy Melodien und melancholischen Streichern. “Nachts, wenn der Wind weht” wurde für seine mutige Darstellung homosexueller Liebe in einer Zeit, in der dieses Thema noch gesellschaftlich tabu war, gelobt.
Der Film sorgte für kontroverse Diskussionen und trug dazu bei, die Sichtweise auf Homosexualität im Kino zu verändern. Trotz seines experimentellen Ansatzes gelang es Schlesinger, eine tiefgründige und emotionale Geschichte zu erzählen, die auch heute noch berührt.
Die Darsteller: Ein Ensemble aus renommierten Schauspielern
Neben Trevor Howard und David Warner in den Hauptrollen glänzt “Nachts, wenn der Wind weht” mit einem weiteren beeindruckenden Cast. Zu den bekanntesten Nebenrollen gehören:
- Glenda Jackson: Die Oscar-Preisträgerin spielt die Rolle von Christine, Malcolms Schwester und Dancys Vertraute. Jackson verkörpert die Figur mit einer Mischung aus Empathie und Skepsis gegenüber der Beziehung ihres Bruders.
- Nigel Davenport: Der renommierte Schauspieler spielt Dannys Freund Oliver, einen etablierten Journalisten, der versucht, Danny vor den Konsequenzen seiner Affäre zu warnen. Davenport verleiht seiner Rolle eine stille Autorität und trägt zur komplexen Dynamik innerhalb des Freundeskreises bei.
- Susannah York: Die britische Schauspielerin spielt die Rolle von Margaret, einer jungen Frau, in die sich Malcolm kurzzeitig verliebt.
Die Chemie zwischen den Schauspielern ist spürbar, und ihre überzeugenden Darbietungen tragen maßgeblich zum Erfolg des Films bei.
Thematische Schwerpunkte: Mehr als nur eine Liebesgeschichte
“Nachts, wenn der Wind weht” geht weit über die reine Darstellung einer homosexuellen Beziehung hinaus. Der Film thematisiert auch folgende Aspekte:
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Die Suche nach Identität: Die Protagonisten befinden sich in einer Zeit des Umbruchs und der Selbstfindung. Danny kämpft mit seiner Vergangenheit und versucht, seinen Platz in der Welt zu finden. Malcolm hingegen sucht nach Liebe und Anerkennung, während er gleichzeitig gegen seine eigenen inneren Dämonen ankämpft.
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Die Komplexität von Beziehungen: Die Liebesgeschichte zwischen Danny und Malcolm ist nicht einfach und unkompliziert. Beide Charaktere haben ihre eigenen Probleme und Ängste, die die Beziehung belasten. Der Film zeigt auf eindringliche Weise die Schwierigkeiten, die mit Intimität und Verlangen einhergehen können.
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Die Ambivalenz der Gesellschaft: “Nachts, wenn der Wind weht” spiegelt die gesellschaftlichen Normen und Vorurteile der späten 1960er Jahre wider. Homosexualität ist noch immer ein Tabuthema, und Danny und Malcolm müssen sich mit den Reaktionen ihrer Umgebung auseinandersetzen.
Der Film regt zum Nachdenken über gesellschaftliche Strukturen und individuelle Freiheit an.
Produktionsdetails: Ein Meisterwerk des britischen New Wave Kinos
“Nachts, wenn der Wind weht” wurde von der renommierten Produktionsfirma “Allied Stars” produziert. Die Dreharbeiten fanden hauptsächlich in London statt. John Schlesingers Regiearbeit zeichnet sich durch ihren innovativen Stil und ihre pointierte Bildsprache aus:
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Kameraführung: Der Kameramann Douglas Slocombe verwendet eine Mischung aus statischen Einstellungen und dynamischen Kamerabewegungen, um die innere Zerrissenheit der Protagonisten und die Atmosphäre des Films zu unterstreichen.
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Schnitt: Der Schnitt von John Bloom ist präzise und rhythmisch. Er setzt die Bilder geschickt aneinander und erzeugt so eine
Spannung, die den Zuschauer fesselt.
- Soundtrack: Die Musik von Michel Legrand trägt maßgeblich zur Atmosphäre des Films bei. Die jazzy Melodien und melancholischen Streicherklänge unterstreichen die düstere Stimmung der Geschichte.
“Nachts, wenn der Wind weht” ist ein Film, der auch nach Jahrzehnten nichts an seiner Faszination verloren hat. John Schlesingers Meisterwerk bleibt ein bewegendes Porträt von Liebe, Verlust und der Suche nach Identität in einer Zeit des Umbruchs. Der experimentelle Stil des Films und die überzeugenden Darstellungen der Schauspieler machen “Nachts, wenn der Wind weht” zu einem zeitlosen Klassiker des britischen Kinos.
Zusätzliche Informationen:
Thema | Beschreibung |
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Genre | Romantisches Drama, Psychologischer Thriller |
Produktionsland | Großbritannien |
Regisseur | John Schlesinger |
Drehbuch | John Schlesinger nach dem Roman “The Boys in the Band” von Mart Crowley |
Laufzeit | 108 Minuten |
Uraufführung | Mai 1969 (London Film Festival) |